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I believe that you heard your master sing when I was sick in bed. I suppose that he told you everything that I keep locked away in my head. Your master took you travelling, well at least that's what you said. And now do you come back to bring your prisoner wine and bread?
You met him at some temple, where they take your clothes at the door. He was just a numberless man in a chair who'd just come back from the war. And you wrap up his tired face in your hair and he hands you the apple core. Then he touches your lips now so suddenly bare of all the kisses we put on [aufgetragen] some time before.
And he gave you a German Shepherd [Deutscher Schäferhund] to walk with a collar of leather and nails, and he never once made you explain or talk about all of the little details, such as who had a word and who had a rock, and who had you through the mails. Now your love is a secret all over the block, and it never stops not even when your master fails.
And he took you up in his aeroplane, which he flew without any hands, and you cruised above the ribbons of rain [Regenbänder] that drove the crowd from the stands [Tribünen?]. Then he killed the lights in a lonely Lane and, an ape with angel glands [Drüsen], erased [tilgen] the final wisps [Fetzen] of pain with the music of rubber bands.
And now I hear your master sing, you kneel for him to come. His body is a golden string that your body is hanging from. His body is a golden string, my body has grown numb [gefühllos]. Oh now you hear your master sing, your shirt is all undone [gelöst, offen].
And will you kneel beside this bed that we polished [polieren] so long ago, before your master chose instead to make my bed of snow? Your eyes are wild and your knuckles [Knöchel] are red and you're speaking far too low [zu leise]. No I can't make out what your master said before he made you go.
Then I think you're playing far too rough [hart, gemein, rabiat?] for a lady who's been to the moon; I've lain [ich habe gelegen] by this window long enough to get used to an empty room. And your love is some dust in an old man's cough who is tapping his foot to a tune, and your thighs [Oberschenkel] are a ruin, you want too much, let's say you came back some time too soon.
I loved your master perfectly I taught him all that he knew. He was starving [verhungernd] in some deep mystery like a man who is sure what is true. And I sent you to him with my guarantee I could teach him something new, and I taught him how you would long for me no matter what he said no matter what you'd do.
I believe that you heard your master sing while I was sick in bed, I'm sure that he told you everything I must keep locked away [eingesperrt sein oder werden?] in my head. Your master took you travelling, well at least that's what you said, And now do you come back to bring your prisoner wine and bread?
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10.07.10
Leonard Cohen
Master Song (1967)
Interpretation
Es ist dies eines der für mich ergreifendsten Lieder von Leonard Cohen - eine wunderbare Einheit von Lyrik und Melodie.
Ich kann eigentlich nur sagen, was der Song für mich persönlich bedeutet, was ich persönlich in ihm sehe.
Er schildert das archetypische sexuelle Interesse einer schönen Frau an einem ‚Master’. Ihr früherer Liebhaber hat es offenbar nicht gebracht. Aber dennoch ist sie innerlich nach wie vor an den armen Teufel, der nun hilflos dieser Situation ausgeliefert ist, gebunden.
Was das wirklich Interessante an dem Lied für mich ist, das ist Cohens Versuch, sich deutlich klar zu machen, wie stark sie mit dem Master zu tun hat, wie freiwillig sie sich ihm hingibt und ihn liebt (z.B. sie kniet vor ihm und lutscht ihm den Schwanz bis er kommt), wie sehr sie von ihm fasziniert ist, und wie immens er sie beeindrucken kann mit seinen Master-Fähigkeiten.
Der ehemalige Geliebte wird währenddes zum einsamen Prisoner, der nun von dem früheren gemeinsam “polierten” Bett mit der Geliebten verbannt ist und statt dessen vom Master ein “Bett aus Schnee” gerichtet bekommen hat. Er ist seitdem zur Gefühllosigkeit verdammt, liegt sozusagen krank darnieder.
Doch er wird allmählich kritisch gegenüber seiner ehemaligen Geliebten. Ihr Liebreiz ist ruiniert, ihre Liebe ist nur noch einen Dreck wert. Und wenn sie jetzt zurück zu ihm kommt, ihrem Gefangenen eventuell Wein und Brot anzubieten, dann wird er sie verschmähen.
Dann gibt es eine Stelle in dem Lied, mit der ich erst mal sehr wenig anfangen konnte. Nämlich daß der Geliebte dem Master früher ein Lehrmeister war. Auch daß der die Geliebte freiwillig dem Master ausgeliefert hat, um diesem etwas zu lehren, was der bisher noch nicht gewußt hat, nämlich daß sie nach wie vor Sehnsucht nach ihrem Geliebten haben wird, egal was der Master sagt, oder was sie alles mit ihm tut.
Ich versuche es einmal mit der folgenden Erklärung. Der Master ist der Archetyp des Technokraten und des Machthabers, auch des Kriegers (dafür spricht beispielsweise auch der Deutsche Schäferhund mit seinem Leder-Halsband mit Spikes). Der gegensätzliche Archetyp zum Master-Archetyp ist der poetische Liebhaber, der jedoch nunmehr in seinem eigenen Kopf eingesperrt und zur Gefühllosigkeit verdammt ist. Der poetische Liebhaber, als Archetypus, ist derjenige Mensch, der die Grundlage des Geistes erzeugt, der vom Technokraten möglichst in Macht transformiert wird. – Aber da nicht alles restlos in Technik & Macht aufgeht, sondern noch ein wesentlicher Punkt, der eigentliche Kern des Lebens (beispielsweise die Zärtlichkeit und die Freiheit), nicht integrierbar ist, kann die frühere Geliebte nach wie vor nicht wirklich loskommen von ihrem ehemaligen nunmehr verratenen und verlassenen Geliebten. Aber selbst wenn sie zu ihm schließlich & endlich zurückkehren wollte, wäre es zu spät. Sie hat das Eigentliche, das sie selber früher einmal hatte (she has “been to the moon”: der Mond als Symbol der Romantik, vor dem Zeitalter der Raumfahrt), verraten, und damit unwiederbringlich verloren. - Und daß der poetische Liebhaber noch etwas zu lehren hatte mit seiner freiwilligen Gabe kann man ja vielleicht großzügigerweise so interpretieren, daß diese Art Leute es waren, welche die sexuelle Revolution der 60er Jahre freiwillig angestoßen haben. Um dann Anfang der 70er Jahre massenhaft psychisch zu verelenden und/oder massenhaft in Drogen und Selbstmord zu enden. Ein anderer Typus hatte jetzt das Heft in der Hand: Graf Porno und seine Groupies beerbten die poetische sexuelle Revolution à la “Suzanne”.
Man muß schon staunen, wieviel strukturelle Klarheit dieser Master Song von 1967 in sich birgt!
(Die Fortsetzung dieser Interpretation findet sich in meinem Reflexionsjournal von 2010: Cohen Master Song Teil 2 und 3)
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