Wolfgang Borchert
Der Vogel
Du bist vom Wind erlöste Ackerkrume,
du bist ein Kind von Fisch und Blume.
Aus allem aufgehoben,
bist du der Wunsch der Seele,
daß sie im tollsten Toben
sich nicht mehr quäle.
Du bist vom Stern geboren
in einer großen Nacht.
Pan hat sein Herz verloren
und dich daraus gemacht!
Kommentar:
Wer, wie ich, Wolfgang Borchert schon als Jugendlicher zutiefst ergriffen schätzte (das war ca. 1957-58, ich war 16/17, - Borchert war sozusagen der 1947 früh verstorbene deutsche Beat-Schriftsteller der Nachkriegszeit, vor allem mit seinem Anti-Kriegs-Stück „Draußen vor der Tür“) -, der freut sich auch noch nachträglich festzustellen, daß Borchert offenbar ein außergewöhnliches lyrisches Talent besaß, was meiner Ansicht nach dieses Gedicht schlaglichtartig beweist. – Auch hier in diesem Gedicht wird das Leben in einem seiner tiefsten Winkel erfasst, aber diesmal positiv beleuchtet. Man erkennt: Borchert war ein freiheitsliebender, positiver und lebensbejahender Mensch. Das Leidensstück „Draußen vor der Tür“ ist somit lediglich die sterbenskranke, verzweifelte Kehrseite dieser Menschlichkeit. (Vgl. zur Biografie Borcherts: www.think-of-me.de/Biography/Wolfgang_Borchert.htm)
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